Masterarbeit Lukas Geister
"Untersuchung des Potentials von Energiegemeinschaften für den Betrieb der Gebäuden von Glaubensgemeinschaften"
Energiegemeinschaften sind eine Idee, mit der Österreich europaweit eine Vorreiterrolle in Sachen Liberalisierung des Energiemarktes, und dessen Öffnung für die breite Bevölkerung einnimmt. Durch verschiedene Gesetze und EU-Inititiativen wurde der Handel von selbsterzeugtem Strom, Gas oder Wärme für Haushalte und Betriebe ermöglicht. Energiegemeinschaften können zwar in unterschiedlichen Formen auftreten und funktionieren, die am weitesten verbreitete Form ist jedoch die Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft, welche auf den Handel von Strom beschränkt ist.
Im Rahmen des SOL:E Projektes werden die Liegenschaften der Diözese vor allem im Raum Graz analysiert und mögliche Kandidaten für eine erste Pilot-EEG ausgewählt. Es werden die Hürden und Probleme, die bei der Gründung einer Energiegemeinschaft anzutreffen sein werden, analysiert und geeignete Antworten darauf eruiert. Diese Arbeit beschäftigt sich insbesondere mit den Grundlagen von Energiegemeinschaften, mit Fragen des Denkmalschutzes und mit den unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten für Photovoltaikanlagen. Abschließend werden mögliche Kandidaten für einer Energiegemeinschaft vorab analysiert und ihr Potential für den Standort einer Energiegemeinschaft ermittelt.
Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass der monetäre Vorteil für die Teilnehmer bei derzeitigen zu erwartenden Rahmenbedingungen geringer ist als auf den ersten Blick erwartet. Energiepolitische Maßnahmen der Regierung wie die Strompreisbremse, welche die Kosten einer Kilowattstunde für Privatkunden mit 10 ct/kWh deckelt, sind ein großes Problem für Energiegemeinschaften. Diese müssen, um einen Vorteil für teilnehmende Verbraucher erzielen zu können, billiger als oder zumindest gleich günstig wie der durch die Strompreisbremse gestützte Strompreis sein. Umgekehrt muss den Prosumenten mehr für den eingespeisten Strom gezahlt werden als der marktübliche Preis, um diese in der Energiegemeinschaft zu halten. Durch diesen Widerspruch ist es aktuell (Stand 2024) bei privaten Haushalten nur mehr möglich, einen Vorteil über reduzierte Netzentgelte zu erzielen. Ob das in jedem Fall möglich ist, bedarf einer genauen Voruntersuchung.
Die Analyse der Pfarre Salvator zeigt auf jeden Fall, dass eine Energiegemeinschaft nur dann wirtschaftlich Sinn macht, wenn Erzeuger und Verbraucher ausgewogen in der Gemeinschaft vorhanden sind. Wenn die produzierte Menge an Strom die Nachfrage stark übersteigt, wird nur verhältnismäßig sehr wenig Strom an die anderen EG-Teilnehmer verkauft. Ob sich dann der Verwaltungsaufwand lohnt, welcher durch die Abrechnung und dergleichen entsteht, ist für jede Energiegemeinschaft gesondert zu beurteilen.
Aufgrund vieler Gespräche mit Energiegemeinschaften ist aufgefallen, dass Besitzer von PV-Anlagen besser über Energiegemeinschaften Bescheid wissen als jene, die keine solche Anlage besitzen. Aufgrund dessen sind die meisten Mitglieder Erzeuger und auch die meisten neuen Anmeldungen kommen aus ebendieser Gruppe. Um noch präsenter in den Köpfen von reinen Konsumenten zu sein, ist es für jede Energiegemeinschaft von großer Bedeutung, Werbung für die eigene Sache zu machen und vor allem auch jene Haushalte mit ins Boot zu holen, welche keine eigenen Stromerzeugungsanlage besitzen.
Das Praxisbeispiel der Pfarre Salvator zeigt, dass es durchaus sinnvoll und auch möglich ist, eine Energiegemeinschaft zu gründen, jedoch keine unrealistischen Hoffnungen bezüglich der Einsparung vorliegen dürfen. Es reicht nicht nur eine Energiegemeinschaft zu gründen und darauf zu warten, dass die Stromkosten drastisch sinken. Die Parameter für eine gut funktionierende Unternehmung müssen zu Beginn gesetzt werden, um Probleme im Betrieb zu vermeiden.
Wie bei jedem Zusammenschluss vieler Personen ist es wichtig sich um die soziale Gruppe zu kümmern. Dazu gehört die Administration transparent abzuwickeln, die Finanzen zu überwachen, Mitglieder zu halten und neue Mitglieder anzuwerben. Es ist zu hoffen, dass die schon konkreten Pläne für die Pfarre Salvator tatsächlich umgesetzt werden und das SOL:E Projekt nützliches Wissen aus der Praxis gewinnen kann.
geschrieben von Lukas Geister